Tailing Loop

Das weltweit bekannteste Problem beim Fliegenwerfen!

Was versteht man unter einem Tailing Loop?

Der Name Tailing Loop steht für ein bestimmtes Schlaufenbild.
Die Schlaufe besteht beim Fliegenwerfen aus drei Teilen: 1. Der Unterschnur (Rutenspitze bis Schlaufenfront), 2. der Oberschnur (Fliege bis Schlaufenfront) und 3. der Schlaufenfront (vorderer runder Teil der Schlaufe).
In einer sehr guten, zielgerichteten Schlaufe verläuft die Oberschnur möglichst geradlinig und frei von Wellen.

Beim "old school" Tailing Loop befand sich in der Oberschnur eine Welle. Sobald die Oberschnur mitsamt dieser Welle die Unterschnur kreuzte, sprach man von jenem Tailing Loop. Befand sich hingegen „nur“ eine Welle in der Oberschnur, ohne dass sich Ober- und Unterschnur kreuzten, so sprach man von einer Tendenz zum Tailing Loop. Diese Unterscheidung war wenig hilfreich und zusätzlich davon abhängig, von welchem Standort aus man die Schlaufe sah!

Ein Tailing Loop ist eine Welle in der Oberschnur.

Tatsächlich sehe ich das old school Tailing Loop äußerst selten in der Praxis! Siehe hierzu das Schaubild unten.

Die Ursachen
Ein einfaches Lernkonzept des Fliegenwerfens lautet:

Ein Teil der Schnur folgt in etwa dem Beschleunigungsweg der Rutenspitze.

Befindet sich jene charakteristische Welle in der Oberschnur der Schlaufe, so hat die Rutenspitze auf einem Teil des Beschleunigungsweges einen konkaven Weg (nach unten Richtung Rolle gerichtete Kurve) zurück gelegt.

In den meisten Fällen führt ein Tailing Loop dazu, dass der Werfer die Kontrolle über eine saubere Präsentation seiner Fliege verliert. Es gilt also, die tatsächlichen Ursachen für das Erzeugen jenes teil-konkaven Beschleunigungsweges der Rutenspitze zu eliminieren. Nachfolgend findest du die Wurffehler, welche zu diesem teil-konkaven Beschleunigungsweg führen können.

Typische Wurffehler zum Tailing Loop

1. Eine zu ungleichmäßige Beschleunigung (Rotation) der Rute, als Folge des Versuchs, die nachfolgenden (vorangegangenen) Fehler zu kompensieren:
Fehler 1:
Zu früh einsetzende Rotation der Rute während die Schnur noch abrollt, was in der Folge zu wenig Rotationswinkel für den nächsten Wurf übrig läßt.
Fehler 2:
Zu offene Schlaufen erschweren es, die Schnurstreckung vollständig abzuwarten.
Fehler 3:
Zu viel Schnurgeschwindigkeit insgesamt.
Fehler 4:
Zu viel (ungewollte) lose Schnur zwischen der Rutenspitze und der Fliege.
Fehler 1-4 erschweren es, die Rute sanft und gleichmäßig zu beschleunigen.

2. Ein insgesamt zu unkontrollierter Einsatz des Handgelenkes führt zu einer zu ungleichmäßigen Beschleunigung.
Beispiel 1:
Das Handglenk ist zum Start der Rotation zu wackelig und wird kurz darauf plötzlich arretiert.
Beispiel 2:
Das Handgelenk wird plötzlich zum Ende des Beschleunigungsweges zu stark eingesetzt.

3. Eine zu ungleichmäßige Beschleunigung der Schnur über die Schnurhand.
Beispiel 1:
Die Schnurhand wird mitten auf ihrem Beschleunigungsweg plötzlich sehr stark beschleunigt.
Beispiel 2:
Die Schnurhand wird gleich zu Beginn zu ruckartig beschleunigt.

4. Der Schnurzug mit der Schnurhand ist zu früh fertig.
Dies passiert meistens im Rückwurf. Der Schnurhandzug wird zu früh gestartet und ist somit auch zu früh (nämlich während die Rutenspitze noch in der Beschleunigungsphase ist) fertig. Die Rutenspitze steigt zu schnell nach oben, weil sich die Rute in dem Moment zusätzlich entspannt, wenn der Schnurhandzug endet.






Verstärkender Fehler

Wenn man die Schnurstreckung nicht abwartet und den nächsten Wurf zu früh startet, beschleunigt man gegen die noch nicht gestreckte Schnur. Dadurch wirkt die Beschleunigung der Rutenspitze erst im Moment der Schnurstreckung auf die gesamte Schnur außerhalb der Rutenspitze, also auch auf die Schnurspitze am Vorfach. Dadurch entsteht ab hier ein sehr leichter Sprung im Anstieg der Rutenbiegung, welcher ein Tailing Loop durchaus verstärken kann. Wie stark (und ob) sich dieser Fehler in ein Tailing Loop auswirkt, hängt von der Rutensteifigkeit und der Schnurmasse außerhalb der Rute (also der Schnurlänge und der Schnurklasse) ab.

Kompensation eines Tailing Loops


Viele Werfer öffnen ihren Rotationswinkel nach vorne sehr deutlich (tiefer Stopp), um den gewichtigsten Folgen jener Schnurwelle doch noch zu entgehen. Dies ist natürlich keine gute Lösung. Es gilt stets, die Ursachen zu erkennen und sie abzustellen!

Das Korrigieren der Fehler

Der beste Weg um sein Werfen zu verbessern, besteht darin, die Wurffehler einen nach dem anderen (möglichst vollständig) zu eliminieren. Der gravierendste Fehler sollte immer zuerst eliminiert oder zumindest deutlich reduziert werden.
Wichtig hierbei ist es, dass man seine Wurffehler einen nach dem anderen selber begreift und erkennen lernt. Oftmals ruft ein Wurffehler in der weiteren Wurfabfolge neue Fehler hervor. Diese sind zumeist unbewusste Versuche, die Auswirkungen des Erstfehlers zu kompensieren!

Zur Vermeidung eines Tailing Loops ist ein sanftes gleichmäßiges Beschleunigen der Rute, sowie ggf. der Schnurhand der Kernpunkt! Hierdurch wird ein zu sprunghafter Anstieg der Rutenbiegung im Wurfablauf vermieden.

Abschließende Tipps fürs Wurftraining

1. Auf eine gute (gleichmäßige) Beschleunigung der Rute achten.

2. Das Handgelenk stets nur gut kontrolliert einsetzen.

3. Creep (zu frühe Rotation entgegen der noch abrollenden Schlaufe) vermeiden.
Die Rute in der Position des Umkehrpunktes zwischen dem Vor- und Rückwurf stoppen und dort belassen, bis der aktuelle Wurf abgeschlossen ist (Schnurstreckung abwarten).

4. Den Schnurhandzug möglichst gleichmäßig beschleunigen.

5. Auf gutes Timing achten.
Der Schnur die optimale Zeit für die Streckung geben.

6. Lose Schnur stets vermeiden.
Dies gilt besonders zu Beginn eines jeden Wurfes.

7. Den Rotationswinkel an die gewünschte Schnurgeschwindigkeit und die Flugbahn anpassen.
Den Arbeitswinkel so groß wählen, dass man die passende Schnurgeschwidigkeit gut erreicht, und nicht größer, wenn die Schlaufe eng sein soll. In der Ausrichtung den Rotationswinkel an die passende Flugbahn der Schnur anpassen.

8. Die Zugunterstützung mit der Schnurhand gut auf die Beschleunigung mit der Rutenhand abstimmen.
Nicht zu früh ziehen.

9. Vor- und Rückwurf sollten entlang einer geraden Linie verlaufen.
Hoher Vorwurf = tiefer Rückwurf, tiefer Vorwurf = hoher Rückwurf & Vorwurf horizontal = Rückwurf horizontal.

10. Auf einen guten Weg der Rutenhand während der Beschleunigung achten.
Ich empfehele zumeist einen geradlinigen Weg.

Ich wünsche Euch eine möglichst erfolgreiche Präsentation Eurer Fliege zum Fisch!

Herzlich Euer
Bernd Ziesche



Hilfe im Wurfkurs:
Das Tailing Loop ist eines der hartnäckigsten Wurfprobleme, mit dem nicht selten deutlich fortgeschrittene Werfer zu kämpfen haben. Die Ursachen zu finden, bedarf vielfach solider Erfahrung in der Wurfanalyse.  An dieser Stelle steht und fällt für mich die Qualität eines Wurfkurses. Kann der Wurflehrer die Ursache nicht finden und dem Schüler somit nicht helfen, diese zu beheben, war der Kurs nicht erfolgreich. Einige Wurflehrer werden dir sagen, diese Meinung sei übertrieben. Genau daran erkennst du, wie richtig ich hier liege.
Fragen und Hinweise, die zur Ergreifung eines Tailing Loops führen, nehme ich hier gerne auf! >>Kontakt




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