Reisebericht
"Fliegenfischen auf Karpfen im Westerwald Juli 2015" - Teil 2
|
Einer
der häufigsten Fehler beim Fliegenfischen auf Sicht ist das
Nichteinbeziehen der Lichtbrechung. Beim Fliegenfischen auf Karpfen
gibt es hauptsächlich 2 Situationen:
1) Der Karpfen schwimmt am Grund, oder
2) Der Karpfen schwimmt dicht unter der Oberfläche.
Im ersten Fall gilt es, die Fliege etwas hinter die vermeintliche
Position zu präsentieren, auf der man den Karpfen im nächsten Moment
zu sehen vermutet. Je größer der Abstand vom Karpfen zur
Wasseroberfläche ist,
desto weiter hinter die angedachte Fortsetzung der Schwimmbahn
präsentiert man die Fliege. Der optische Versatz (durch die
Lichtbrechung) steigt mit zunehmendem Abstand des Karpfens zur
Wasseroberfläche. Schwimmt der Karpfen direkt unter der
Wasseroberfläche, präsentiert man die Fliege am besten (mit etwas
Vorhalt) genau auf die optische Linie, auf der man den Karpfen
schwimmen sieht.
Einen besonders großen Karpfen konnte ich in diesem Sommer spät abends
durch seinen verräterischen Schatten ausmachen. Eine Weile beobachtete
ich diesen Fisch, bevor ich meine Fliege (eine Maifliege als Naßfliege
gebunden) gleich mehrfach in direkter Folge kurz vor ihm ablegte und
gleich wieder aufnahm. Mit der fünften Präsentation ließ ich die Fliege
verharren. Der Karpfen stieg unmittelbar und nahm sie in
Zeitlupentempo. Nach einem spannenden Drill konnte ich einen herrlichen
Spiegelkarpfen mit ca. 10 Kg erfolgreich landen!
In den nächsten Tagen präsentierten wir diverse Fliegen sowohl an der
Oberfläche, als wie auch direkt am Grund. Die Karpfen schienen -
abgesehen von einem Fehlbiss - nicht mehr in Beisslaune zu sein.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Wir
probierten viele verschiedene Methoden der Präsentation - allesamt ohne
Fangerfolg! Häufig reagieren Karpfen positiv auf das Signal, welches
von kleineren Rotaugen, Rotfedern und ähnlichen Kleinfischen ausgeht,
die an der Wasseroberfläche fressen. Dieses Signal läßt sich mit der
Rutenspitze immitieren, indem man die Rutenspitze leicht eingetaucht
hin und her sausen läßt. Nähert sich nun ein Karpfen, gilt es z.B. eine
Brotfliege (wie im Bild oben) auf dem Wasser sprichwörtlich
aufklatschen zu lassen. Wer nun denkt, solch Methode sei grundsätzlich
besonders
erfolgreich, der irrt. Es ist nur eine von vielen Methoden, die zur
richtigen Zeit am richtigen Ort den Unterschied ausmachen kann!
Letztlich gilt es stets, die jeweils optimale Strategie durch
Beobachten des Karpfens und der gesamten Situation zu wählen.
Langjährige Erfahrungen im Fliegenfischen auf Karpfen kommen einem hier
natürlich zu Gute. Nicht untypisch bei Karpfen, wie auch bei vielen
anderen Fischarten, ist der eine Fisch im Schwarm, welcher (durchaus
über längere Zeit) besonders beissfreudig ist. Auf genau einen
solchen Karpfen trafen Marina und ich offensichtlich. Denn nur 3 Tage
nach dem Fang meines Großkarpfens nahm dieser erneut eine unserer
Fliegen, wie
wir anhand der zwei Bilder im Nachhinein fest stellten. Diesmal war es
die Brotfliege am Ende von Marinas Leine, welcher dieser Großkarpfen
nicht widerstehen konnte. Was für ein
Glück - zweimal in so kurzer Zeit einen Karpfen dieser Größe auf
Fliege. Sicherlich ein besonderes Ergebnis! Wir wünschen Euch einen
ebenso fischreichen Sommer!
Herzlich Euer
Bernd Ziesche
|
|
|
|