Kennen
Sie
das? Sie kommen frühmorgens an die Stelle Ihres Fischwassers, welche
Ihr Herz höher schlagen lässt. In der Luft liegt ein Duft von Fisch.
Wie schon viele Male zuvor waten Sie an eine Stelle weiter draußen -
sei es mitten im Lauf eines Flusses oder auf einem langen Riff draußen
am Meer.
Am "Hot Spot" angekommen, präsentieren Sie voller Motivation und fast
ein wenig aufgeregt Ihre Fliege. Während Sie Meter für Meter auf den
ersten Anbiß hin fiebern, nähert sich lautlos eine dichte Nebelwand aus
der gleichen Richtung, aus der nur wenige Minuten vorher auch Sie
selbst gekommen sind.
Plötzlich und unerwartet schleicht die Nebelwand an Ihnen vorbei. In
dem Moment erkennen Sie schlagartig, dass Ihr sicherer und gewohnter
Rückweg soeben abgeschnitten wurde!
Genau in einer solchen Situation geraten verständlicher Weise immer
wieder einige Angler in Panik und treffen falsche Entscheidungen - in
einigen Fällen leider mit tragischem Ausgang...
Wie kommt es dazu und was passiert eigentlich wirklich? Wieso gerät man
in einer entsprechenden Situation so leicht in Panik?
Die Antwort ist denkbar einfach:
Der Nebel nimmt einem die Sicht, auf der man nahezu alles im Leben
aufbaut, so denn auch den sicheren Rückweg.
Ohne die notwendige Sicht werden Steine unter Wasser, Löcher im Grund
oder abfallende Tiefenkanten plötzlich zu lebensgefährlichen Fallen.
Der Rückweg im Strömungsschatten eines großen Steines ist plötzlich
ebenso unauffindbar wie der schmale Rücken eines Riffes, welches einen
Weg weit hinaus ins Meer bietet.
Früher oder später geraten die meisten Angler einmal in solch eine oder
eine ähnliche Situation.
Was können Sie vorher tun, um sich mehr Sicherheit zu verschaffen?
1. Nehmen Sie einen Kompass mit. Dieser weist Ihnen zumindest schon
einmal die Himmelsrichtung. In vielen Situationen reicht dies bereits.
2. Vergessen Sie nicht Ihr Handy. Manchmal genügt bereits ein Anruf bei
einem Freund, der in der Nähe fischt, so daß dieser Ihnen die sichere
Richtung quasi zurufen kann.
3. Behalten Sie das Wetter stets im Auge und hinterfragen Sie einmal
Ihren sicheren Rückweg bei eventuellem Nebel!
4. Führen Sie eine Vorfachspule mit einer guten Menge Schnur und ein
Gewicht mit sich. Diese Ausrüstung haben die meisten Angler ohnehin
schon dabei. Wenn man nun die Vorfachschnur an dem Gewicht anknotet,
kann man selbst in dem dichtesten Nebel immer seinen derzeitigen
Standpunkt markieren, indem man das Gewicht zum Gewässergrund sinken
lässt. So findet man zumindest immer wieder zu einem Ausgangspunkt
zurück. Diese kleine Hilfe hätte manch einem Küstenfischer wohl das
Leben gerettet!
5. An besonders gefährlichen Stellen ist das präventive Tragen einer
Schwimmweste mehr als angebracht!
Was können Sie tun, wenn Sie trotz allem in eine entsprechende
Situation mitten im dichtesten Nebel geraten sind?
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1.
Zunächst
bewahren Sie um jeden Preis Ruhe! Dies ist vermutlich der
schwierigste und zugleich wichtigste Punkt. Sehr besonnenes Handeln ist
jetzt lebenswichtig!
2. Machen Sie keinen Schritt vorwärts, ohne vorher dreimal zu
überlegen, und vor allen Dingen sichern Sie sich einen Weg zurück zu
Ihrem Ausgangspunkt.
3. Solange Sie an Ihrem derzeitigen Standpunkt sicher stehen, warten
Sie den Nebel ggf. "einfach" ab! Auch dieses hätte manch einem Angler
das Leben gerettet!
4. Entscheiden Sie sich für das Suchen des Rückweges, nehmen Sie ggf.
Ihren Schnurkorb vorher ab. Dieser wird unter Wasser zu einer Art
"Treibanker" und verhindert gerade in der Strömung sehr leicht ein
sicheres Aufstehen!
5. Nutzen Sie Ihren Kompass oder Ihr Handy entsprechend zu Ihrer
Sicherheit...
Besonders gefährliche Mischungen sind trübes Wasser und Nebel, starke
Strömung und Nebel sowie Wellen und Nebel.
Wenn Nebel im Anmarsch ist, fischen Sie also besser nicht im Trüben!
Das trübe Wasser in Verbindung mit Steinen unter Wasser bringt Sie
schnell zu Fall und erschwert in dem Moment jegliche Orientierung sehr
stark.
In starker Strömung reicht oft ein einziger falscher Schritt, und Sie
"gehen" den Fluss hinunter. Hier sollten Sie niemals vergessen: Wer in
starker Strömung einmal den Halt verliert, kommt in den meisten Fällen
nicht wieder zum Stehen.
Wellen und Nebel sind eine eher seltene Mischung, weil jeglicher Wind
zumeist den Nebel umgehend auflöst. In einigen Sitationen kommt es
dennoch zu dieser Mischung.
So gibt es zum Beispiel an der südschwedischen Ostseeküste einen
berühmt berüchtigten und immer wieder heiß begehrten Angelplatz namens
"das englische Riff". An dieser Stelle kann man bei niedrigem
Wasserstand etliche Hundert Meter weit hinaus waten. Unterwegs kann man
das Riff zu beiden Seiten optimal befischen. Allerdings ist der
bewatbare Pfad nur wenige Meter breit. Auf beiden Seiten geht es
hingegen schnell auf Tiefe.
Der Nebel schiebt sich hier zumeist vom Land her dem sicheren Pfad
folgend raus aufs Wasser!
Über die Jahre sind hier bereits mehrere Angler in entsprechender
Situation weit draußen überrascht worden und ertranken in der Folge.
Verliert man hier den sicheren Pfad und kommt erst einmal ins
Schwimmen, findet man den schmalen Rücken des Riffes kaum je wieder!
Glauben Sie mir, die Kraft des Wassers ist schier unendlich, und nur
allzu oft wird sie leider unterschätzt!
Sollten Sie eines Tages dem gefährlichen Nebel an Ihrer Lieblingsstelle
oder irgendwo anders begegnen, wünsche ich Ihnen viel Ruhe und einen
sicheren Rückweg, sowie nebenbei natürlich einen tollen Fisch an der
Angel. Ihre Sicherheit sollte jedoch stets an Stelle 1 stehen!
Herzlich Ihr und Euer
Bernd Ziesche |