Küstenfischen: Die optimale Rutenhaltung beim Einstrippen


Beim Fischen entlang der Küste, ob nun auf Meerforellen an der Ostsee, Wolfsbarsche in den Niederlanden, Striper Bass an der amerikanischen Atlantikküste, Barracuda auf den Bahamas oder den Barramundi in Australien, ist eine sehr hohe Einholgeschwindigkeit der Fliege oft der entscheidende Faktor für den Fangerfolg.
Viele Raubfischarten ernähren sich im Küstenbereich von pfeilschnellen Beutefischen, wie z.B. dem Hering oder dem Sandaal. Aber auch bereits die Garnele kann sich pfeilschnell im Blasentang verstecken, sobald sie Gefahr ahnt. Um dem Raubfisch seine Nahrung möglichst effektiv nachzuahmen, und um ihm möglichst wenig Reaktionszeit zu lassen, empfiehlt sich in sehr vielen Situationen ein entsprechend schnelles Einholen der Fliege. Die Geschwindigkeit der echten Beute erreicht der Fliegenfischer dabei nicht. Er kann sich lediglich der echten Nahrung in ihrer Geschwindigkeit annähern. Insbesondere im Bereich der Küstenfischerei hat sich bei vielen Fliegenfischern der konstante Einsatz eines Schnurkorbes mit all seinen Vorteilen durchgesetzt. Ein Nachteil des Schnurkorbeinsatzes entsteht beim schnellen Einholen der Fliege, wenn es darum geht, die Fliegenschnur sicher und gezielt in den Schnurkorb zu bekommen.
An dieser Stelle hab ich eine spezielle Haltung der Fliegenrute während des Einholns der Fliegenschnur entwickelt. Ich drehe dafür die Handinnenfläche unter den Korkgriff. Die Rute liegt somit quasi auf der Handinnenfläche. Wenn ich nun den Ellenbogen der Rutenhand deutlich angewinkelt stehen lasse, befindet sich das Ende der Rute unmittelbar vor der Schulter.
Der Abstand zum Schnurkorb wird auf diese Weise deutlich vergrößert, und dies ermöglicht erheblich längere Züge für das Einholen der Schnur.
Die Einholgeschwindigkeit steigt somit an (weniger Umgreifen notwendig), und zusätzlich empfinden viele Fliegenfischer diese Haltung als sehr entspannend.
Ein weiterer großer Vorteil des längeren Zuges während des Einholens besteht darin, dass bei einem Anbiß der Haken über den direkten Zug an der Fliegenschnur erheblich besser gesetzt werden kann.

Diese Technik des Hakensetzens hat sich auch in der karibischen Fischerei auf Bonefishe (hier als "stripstrike" bezeichnet) gegenüber dem althergebrachten Weg des Anschlagens über das Heben der Rute erfolgreich durchgesetzt.
Kommt es zu einem Fehlbiß, empfiehlt es sich,  noch  schneller weiter zu strippen, und so beim Nachfassen des Fisches den Haken optimal zu setzen.
Auch beim Fischen vom Bellyboot aus bietet diese Art der Rutenhaltung einen deutlichen Vorteil. Denn gerade im Bellyboot hat man zumeist sehr wenig Platz unterhalb der Rute. Genau aus der Not dieser Situation heraus, ist diese Rutenhaltung übrigens entstanden.

Bild 1 (oben) zeigt den ersten Schritt: Wir drehen die Hand nach außen um den Korkgriff herum.
Bild 2 (unten) zeigt, wie man die Rute zusätzlich auf den Zeigefinger legen kann. Dies  ermöglicht einen besonders feinen Kontakt zur Rute.
Bild 3 (ganz unten) zeigt den deutlich vorteilhaften Abstand zum Schnurkorb beim Einholen.

Ein weiterer Vorteil  besteht darin, dass die Schnur (mit der Rutenhand direkt vor der Schulter) beim Einholen über einen stärkeren Winkel nach unten weg eingezogen wird. Wenn der Fisch genau im Moment des Umgrefens zupackt, kann er die Schnur somit nicht ganz so leicht aus den Fingern ziehen. Erfahrene Küstenfischer wissen hier ganz genau, wovon die Rede ist!
Ich selbst verwende diese Art der Rutenhaltung übrigens längst nicht mehr nur beim Küstenfischen als viel mehr in den unterschiedlichsten Situationen des Fliegenfischens.
Vielleicht konnte ich Sie inspirieren, und Sie versuchen es auch einmal!?
Ich wünsche Ihnen einen kräftigen Fisch, der Ihre Fliege nimmt!

Herzlich Ihr und Euer
Bernd Ziesche




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