Moderne
Fliegenschnüre wurden erstmalig in den 1950ern begonnen zu
fertigen.
Vor dieser Zeit gab es bereits die so genannten "silk lines"
(Seidenschnüre), welche seinerzeit bereits erste „Taperungen“
(unterschiedliche Profilverläufe) aufwiesen.
1962 veröffentlichte die "american fishing tackle manufactering
association" (kurz AFTMA) ein Klassifizierungssystem für
Fliegenschnüre.
Bei jenem System wurde anhand der damals gängigen Fliegenschnüre
eine
Schnurlänge von 9,15m (30 Fuß) festgelegt, für die jeweils das Gewicht
bestimmt
wurde. Die Länge bezog sich dabei auf die ersten 9,15m der Flugschnur.
Das hierfür ermittelte Gewicht wurde als nächstes einem passenden
Gewichtsbereich zugeordnet,
und dieser ergab nun die Schnurklasse.
Die 30 Fuß waren die typische Fliegenschnurlänge außerhalb der
Rute, welche man
für den durchschnittlichen Fliegenfischer zu Grunde legte.
Addierte man
die Rutenlänge und die Vorfachlänge dazu, ergab dies die
Distanz vom
Werfer zur Fliege. Also eine Distanz von knapp 50 Fuß (15m).
Heute existiert die AFTMA nicht mehr!
Stattdessen gibt es die "american fly fishing trade association" (kurz
AFFTA).
1992 haben sich viele Gerätehersteller wegen
mangelnder Unterstützung von der damaligen AFTMA getrennt. Es
wurde in
der Folge die AFFTA gegründet. Eine Weile existierten AFTMA und
AFFTA
parallel, bis dann die AFTMA geschlossen wurde und sich in die American
Sportfishing Association (ASA) neu formierte.
Die AFFTA erhält, entwickelt und pflegt Standards bzw. Richtlinien
für
die Fliegenfischer-Industrie, welche zum Beispiel zur Abstimmung von
Fliegenruten mit den Fliegenschnüren helfen sollen.
Das alte Schnurklassen-System "AFTMA" wird heute als "AFFTA"
bezeichnet, ist aber ansonsten übernommen worden. Hierbei geht es
um
die Klassifizierung der Standard-Fliegenschnüre.
Die auf die Standardfliegenschnüre bezogene Tabelle sieht wie
folgt aus:
AFFTA
Klasse
|
Min
in Gramm
|
Mittel
in Gramm
|
Max
in Gramm
|
1
|
3,50
|
3,90
|
4,30
|
2
|
4,80
|
5,20
|
5,60
|
3
|
6,10
|
6,50
|
6,90
|
4
|
7,40
|
7,80
|
8,20
|
5
|
8,70
|
9,10
|
9,50
|
6
|
9,90
|
10,40
|
10,90
|
7
|
11,50
|
12,00
|
12,50
|
8
|
13,10
|
13,60
|
14,10
|
9
|
14,90
|
15,55
|
16,20
|
10
|
17,50
|
18,15
|
18,80
|
11
|
20,60
|
21,40
|
22,20
|
12
|
23,80
|
24,60
|
25,40
|
13
|
28,20
|
29,20
|
30,20
|
14
|
31,10
|
32,40
|
33,70
|
15
|
34,30
|
35,60
|
36,90
|
Die
Gewichte der Schnur werden für die ersten 9,15m minus der
Parallel-Spitze (Level Tip) bestimmt. Der Level Tip Bereich liegt bei
der Firma 3M bei 6 Inch (15,24cm). Andere Schnurhersteller liegen
ähnlich oder leicht höher mit ihrer Länge für den
Level Tip Bereich.
"Bernd, my understanding is that the measurement is the first 30 feet
AFTER the level tip. The measurement should not include the level tip."
(Auskunft von Robert Ramsay, President American Fly Fishing Trade
Association)
|
|
Der
große Nachteil am AFFTA System für
Standard-Fliegenschnüre liegt in
den höheren Schnurklassen für die Verwendung von kurzen
Schussköpfen und Kurzkeulen (bei Vollschnüren). Hier ist der Anwender
oft gezwungen in der
Schnurklasse – verglichen mit der Rutenklasse, nach oben zu gehen.
Dies liegt daran, dass die Ruten dafür ausgelegt sind, auch eine
größere Schnurlänge werfen zu können. Bei der
Verwendung von kurzen
Keulen reicht das Gewicht dann oft nicht aus, um die Rute optimal zu
laden. Das Gewicht pro Meter Fliegenschnur steigt mit zunehmender
Klasse logarithmisch an. Deshalb kommt dieses Problem besonders in den
höheren Schnurklassen deutlich zum Tragen.
Seit 2004 wurde ein neues Klassifizierungssystem für Spey- bzw.
Zweihandruten veröffentlicht. Dieses soll den Wachstum in diesem
Marktsegment fördern. Hierbei geht es um Speyline- bzw.
Schusskopfgewichte.
Nachfolgend die Tabelle für die Spey- bzw. Schusskopfschnüre:
AFFTA
Klasse
|
SH
30'-50'
WP 40'
in Gramm
|
SB
50'-60'
WP 55'
in Gramm
|
MB
60'-70'
WP 65'
in Gramm
|
LB
70' plus
WP 80'
in Gramm
|
6
|
16,2
|
27,3
|
29,9
|
39,0
|
3,2 Gramm (50 grain)
Steigerung
|
7
|
19,5
|
30,5
|
33,1
|
42,2
|
3,9 Gramm (60 grain) Steigerung
|
8
|
23,4
|
34,4
|
37,0
|
46,1
|
4,5 Gramm (70 grain) Steigerung
|
9
|
27,9
|
39,0
|
41,6
|
50,6
|
5,5 Gramm
(80 grain) Steigerung
|
10
|
33,1
|
44,2
|
46,8
|
55,8
|
5,8 Gramm (90 grain) Steigerung
|
11
|
39,0
|
50,0
|
52,6
|
61,7
|
6,5 Gramm (100 grain) Steigerung
|
12
|
45,5
|
56,5
|
59,1
|
68,2
|
SH = Shooting Head LB = Long Belly
SB = Short
Belly
WP = Weight Point
MB = Medium Belly 1'
(Fuß) = 30,5cm
Viele Hersteller geben heute bereits ein sogenanntes Gewichtsfenster
("grainwindow") als Empfehlung für das passende Wurfgewicht für ihre
Ruten an.
Dabei muß man verstehen, dass die Wirkung des Wurfgewichtes stark von
der Schnurlänge abhängt, auf der das Gewicht verteilt ist. Je länger
die Schnur, desto mehr Gewicht kann man mit einer Rute noch
bewerkstelligen.
Darüber hinaus gibt es Unterschiede von Wurfstil zu Wurfstil (Skagit-,
Andersson-/Scandi- oder Speycasting) und Wurfart zu Wurfart (Überkopf-
oder D-Loop-Wurf).
Insgesamt ist es wichtig zu verstehen, dass alle Angaben auf den
Fliegenruten immer "nur" eine SchnurklassenEMPFEHLUNG - passend für den
(vom Designer) vorgesehenen Anwendungsbereich der Fliegenrute -
darstellen. Verwendet man die Rute z.B. mit einem sehr kurzen
Schusskopf, während der Schnurdesigner sie für die Verwendung einer
langen Keule vorgesehen hatte, so kann es sein, dass man bei dem kurzen
Schusskopf ein oder sogar zwei Klassen nach oben geht (gehen muß).
Herzlich Ihr und Euer
Bernd Ziesche
|