Reisebericht "Fliegenfischen auf Zander im Juni 2015" - Teil 1
Das Zanderangeln erfreut sich in Europa größter Beliebtheit - allerdings nicht unter den Fliegenfischern. Hier sind es bisher nur sehr wenige Fliegenfischer, die dem Zander hin und wieder nachstellen. Zumeist höre ich, dass man insbesondere die größeren Zander sehr schwierig mit der Fliegenrute fangen kann. Die größeren Zander kommen natürlich nie in hoher Stückzahl vor, sondern sind häufig Einzelgänger. Und im Gegensatz zu den kleineren bis mittleren Zandern haben sie an vielen guten Zanderstellen bereits viele Köder kennen und ignorieren gelernt. Doch genau hier haben wir Fliegenfischer einen gravierenden - und vielfach deutlich unterschätzten - Vorteil: Sehr wenige Zander haben jemals eine Fliege gesehen oder sind gar mit ihr in Kontakt gekommen! 2 Strategien verwende ich bevorzugt auf Zander: 1. Die deutlich kopfbeschwerte Tubenfliege und 2. Die auftreibende Fliege mit voluminösen Kopf hinter der schweren Sinkschnur. Ganz eindeutig funktioniert die 1. Strategie häufig am besten, denn die Fliege mit der Kopfbeschwerung klopft den Zander am Grund regelrecht wach! Außerdem kann man sie mit kleinen Rucken extrem grundnah durch jedes kleine Loch hindurch führen. Der Schlüsselpunkt zu einer für diese Strategie erfolgreichen Fliege liegt im Kopfdesign. Das Bild rechts zeigt eine Bindevariante, welche das Hängenbleiben der Fliege am Grund vielfach erfolgreich verhindert. Der Haken wird bei der Tubenfliege vom Zander entsprechend als erstes eingesaugt. Strategie 2 bringe ich gerne dort zum Einsatz, wo die Zander allzu oft von den Jigganglern wach- und verklopft wurden. Mit diesen zwei Strategien im Gepäck fuhr ich Anfang Juni an einen größeren See in Schleswig-Holstein, um mein Zander-Glück zu forcieren.









Bereits nach wenigen Würfen konnte ein kleiner Zander meiner Tubenfliege nicht widerstehen und saugte sie vom Grund hoch in sein Maul. Ein klasse Start, doch hatte ich mir den Fang eines Zanders von 80cm aufwärts zum Jahresziel gesetzt. Als Ziel für einen Tagesausflug kann man sich solch hohes Ziel sicherlich nicht sinnvoll setzen. Doch mit entsprechendem Zeitaufwand und einer guten, strategischen Ausrichtung hielt ich dieses Ziel in 2015 für erreichbar. Und tatsächlich war das nötige Glück auf meiner Seite, und ich konnte kurz nach dem ersten Zander einen weiteren Zander verführen. Bereits beim Anbiß verriet sich der Zander mit seinem für Zander sehr markanten "Tock". Ein solch Zanderbiß unterscheidet sich deutlich vom Hechtbiß. Der Hecht packt seine Beute (oft vehement) und saugt sie im Gegensatz zum Zander nicht ein. Direkt nach dem Anschlag wurde mir klar, dass hier kein kleiner Raubfisch am anderen Ende meiner Leine zog! Nach einem längeren Drill konnte ich einen herrlichen Zander von stattlicher Größe erfolgreich landen. Was für ein Moment des Glücks! Ich hatte ein gutes Jahr lang intensiv auf diesen Moment hin gearbeitet und alle Informationen über insbesondere große Zander aufgenommen, die ich bekommen konnte. Ebenfalls investierte ich viele Stunden in das Design unterschiedlichster Fliegenvarianten. Am Ende liefen nun alle Fäden zusammen, und die Mission "Zander 80+" war erfüllt! Für mich ist der Zander einer der von uns Fliegenfischern am meisten unterschätzten Fischarten. Zanderfischen ist einfach klasse und sehr spannend!
Herzlich Euer
Bernd Ziesche



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