Erlebnisbericht Norwegen
"Auf Lachs in der Finnmark" |
Anfang
Juli brachen Alex, Holger und ich zum Lachsfischen Richtung Norwegen
auf. Wir legten die 2600Km von Hamburg bis zum Ort "Lakselv"
inmitten der norwegischen Finnmark binnen 30 Stunden mit dem Auto
zurück.
Unterwegs hatten wir bereits mit einem ersten Elch Freundschaft
geschlossen und waren hochmotiviert, auch bald den ersten Lachs
erblicken zu dürfen.
Und tatsächlich: Kaum angekommen, klingelte das Mobiltelefon. Es war
unser
Freund Thomas, der bereits einige Stunden vor uns zusammen mit unserem
weiteren Freund Lars angekommen war.
Ein sehr kurzes Telefonat, und es war klar, wir mussten umgehend ans
Flussufer. Denn dort war es Lars, der bereits mitten im Drill war. Was
für ein herrlicher Anblick zum Start unserer Reise!
Ohne Watklamotten anzuziehen, rannte ich unmittelbar am Flussufer
entlang Richtung jener Stelle, welche uns Thomas soeben per Telefon als
den Ort des Geschehens beschrieben hatte. Nach einiger Zeit "mittendrin
statt nur dabei" konnte ich den Lachs für
Lars tailen. Herrlich: Solch ein Erlebnis gleich zu Reisebeginn!
Alle freuten wir uns gemeinsam mit Lars über seinen ersten größeren
Lachs von gut 106cm Länge.
Irgendwie erinnerte mich dieser Lachs von der Statur her an die
vergleichsweise etwas schlankeren Lachse der
Orkla, wo ich u.a. bereits eine Reihe von Lachsen fangen konnte.
Am nächsten Tag - nachdem wir unsere Unterkunft in Ruhe bezogen, unsere
Angelscheine organisiert und unser Angelgerät desinfizieren lassen
hatten, gab es kein Halten mehr. Wir entschieden uns für das Befischen
jener Fangstelle vom Vortag.
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Gute
Entscheidung: Nach einer Weile bekam ich einen ersten Anbiss und konnte
meinen ersten Lachs in der Finnmark haken.
Nach einem starken, aber eher kurzen Drill konnte ich den Lachs
sicher auf das Ufer stranden.
Unsere Freude war entsprechend groß.
Ein perfekter Start, der unsere hohe Motivation nur noch stärker
anfeuerte!
Ich selber hatte nach diesem Start natürlich jene Ruhe und
Gelassenheit, welche ein solch früher Lachsfang mit sich bringt...
Am Nachmittag schauten wir verschiedene Pools entlang des Flusses an
und verschafften uns einen ersten Überblick über das Gewässer - DEN
legendären Lakselv! Eine erste Begegnung mit "Rudolph" - dem
Riverkeeper der besonderen Art, folgte ebenfalls
promt.
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Am
dritten Tag stieg die Lufttemperatur deutlich an. Nachdem wir zuvor
eine Änderung von 30°C in Hamburg auf 2°C in Lakselv hinnehmen mussten,
war uns dieser Anstieg sehr willkommen.
Und ähnlich positiv reagierten auch zahlreiche Köcher- und
Eintagsfliegenarten, welche an jenem Morgen eifrig schlüpften. Ein
grandioses Schauspiel mit hohem Anschauungscharakter!
Unterbrochen wurde die Stille plötzlich von Holger, der nach kurzer
Zeit seinen ersten Fisch im Lakselv haken konnte. Holger konnte eine
herrlich blitzblanke Meerforelle mit 56cm sicher landen.
Direkt am Folgetag konnte Holger an der gleichen Stelle noch eine
weitere tolle Meerforelle mit gut 50cm sicher landen. Dieser Fisch
hatte eine gute Überlebenschance und wurde umgehend zurück gesetzt!
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Auffällig
waren die doch zahlreichen nach dem Laichen verendeten Lachse der
Vorsaison, welche wir entlang dem Ufer fanden.
Nach einem entscheidenen Gespräch mit einem langjährigen Kenner des
Lakselvs stellten wir erst nachträglich gesichert fest, dass es sich
bei den Lachsen von Lars und mir um wieder
aufgestiegene "Absteiger" (also Lachse, die das Laichen gerade hinter
sich hatten) handelte.
Nach dem Laichen sterben einige (Atlantik)Lachse, während andere den
Fluss verlassen ("Absteiger"), um erneut die lange Reise zum weit
entfernten
Fressrevier anzutreten. Einige sehr wenige dieser "abgestiegenen"
Lachse halten sich eine Weile unweit der Mündung im Fjord auf. Diese
Lachse folgen manchmal erneut den aufsteigenden Lachsen der neuen
Saison in
den Fluss.
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Diese
Lachse sind teils durch ihren Kurzaufenthalt im Fjord wieder blitzblank
und entsprechend nur mit guter
Erfahrung vor Ort zu identifizieren.
Nachträglich war diese neue Erkenntnis ein deutlicher Dämpfer der
Fangfreude für Lars und mich. Denn nach einer Anreise von 2600Km hofft
wohl ein jeder Lachsangler unweigerlich auf einen echten Traumlachs -
einen
frischen ("kugelrunden") Aufsteiger, und eben nicht auf einen
(schlanken) "wieder aufgestiegenen
Absteiger". Bisher konnte ich niemals zuvor einen dieser nach kuzer
Zeit erneut aufsteigenden
Lachse an anderen Lachsflüssen beobachten. Und entsprechend erfuhren
wir, dass hier am Lakselv bereits viele andere Angler ihren Fang
zunächst ebenfalls nicht richtig eingeschätzt hatten.
Am Folgetag stand Bachforellenfischen auf dem Plan.
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Wir
hatten einen "heissen Tipp" erhalten und gingen diesem spontan nach.
Jener Tipp führte uns an den "Brennelv". Nach einer Weile des Fischens
mussten wir feststellen, dass nicht jeder Tipp hält, was er
verspricht...
Hinter einem Berg befand sich unweit des Brennelv ein kleiner Bergsee.
Diesen suchten Holger und ich trotz harten und steilen Aufstieges auf.
Wir konnten binnen zwei Stunden eine Reihe kleiner "Gebirgsforellen"
auf Sicht überlisten.
Eine sehr lehrreiche Art der Fischerei. Denn die kleinen Forellen waren
in ihrem Verhalten sehr natürlich (extrem geringer Befischungsdruck),
und wir konnten jede Reaktion auf unsere unterschiedlichen
Präsentationstechniken genaustens beobachten!
Nicht unser Zielfisch, aber eine herrliche und willkommene Abwechslung
zum seinerzeit harten Lachsfischen.
Am Abend eröffnete sich uns ein seltener Anblick nahe unserer
Unterkunft: Ein finnischer Lachsangler hatte einen Lachs von 17,3Kg
gelandet. Was für ein magischer Anblick!
Und es bestand kein Zweifel, diesmal handelte es sich um einen frischen
Aufsteigerlachs, welcher mit Meeresläusen geradezu übersäht war!
Jener Anblick weckte trotz der insgeamt extrem wenigen Fangmeldungen in
diesem Jahr neue Hoffnung auf einen Lachs in unseren Köpfen.
Und so fuhren wir den nächsten Tag wieder Richtung Lachs zum Lakselv.
Diesmal befischten wir den Oberlauf, nachdem wir die Tage zuvor den
Unterlauf befischt hatten. Hier sollte es neben den Lachsen auch große
Bachforellen geben!
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Und
so ließ ich es mir nicht nehmen, neben dem Zweihand-Lachsfischen mit
der leichten Einhandrute gezielt auf Bachforellen zu fischen.
Doch die erste Bachforelle konnte ich zunächst mit einer großen
Lachsfliege verführen. Eine herrlich wilde Bachforelle in stattlicher
Größe. Doch sehen Sie selbst!
Eine weitere kleine Bachforelle konnte ich mit dem leichten Gerät
verführen. Und auch Alex konnte zwei kleinere Bachforellen erfolgreich
verführen.
Ein besonderes Highlight bildete schließlich der Fang eines arktischen
Saiblings an der 4er Rute mit einem kleinen Streamer. Diese sind zu
dieser Zeit im Lakselv eher sehr selten zu fangen.
Alles in allem ein schöner Tag, wenngleich auch der Lachs wieder einmal
nicht "mitspielen" wollte.
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Am
nächsten Tag war unsere Motivation in Punkto Lachs sehr am Boden. Denn
außer dem einen Traumlachs jenes finnischen Anglers hatten wir bisher
keinen weiteren Aufsteigerlachs zu Gesicht bekommen.
Die Fangstatistik des Flusses wies ebenfalls keine neuen Fänge auf, und
alle Einheimischen vermochten uns lediglich von der aktuell sehr
schlechten Saison zu berichten.
Doch so ist das Lachsfischen:
"Manchmal kann es (bitte entschuldigen Sie meine
Wortwahl an dieser Stelle) die größte Scheisse der Welt sein. Doch
ebenso kann es binnen Sekunden zum vielleicht größten Erlebnis auf der
Welt avancieren!"
Am folgenden Abend hatten wir kaum noch Motivation übrig. Keiner der
vielen Angler, mit denen wir sprachen, konnte überhaupt nur einen
Anbiss verzeichnen.
An einer Privatstrecke lernten wir Kjetil - einen einheimischen
Norweger, kennen. Er hatte viel zu erzählen - nämlich aus der letzten
(vorangegangenen) Saison.
Doch war es Kjetil, der ebenfalls von zwei selbst gefangenen Lachsen
mit knapp 5 und gut 10Kg aus der Woche zuvor berichten konnte!
Wenig später stieg Kjetil erneut in seinen Pool ein und...
Sie ahnen es
schon.
Aber, sehen Sie selbst!!!
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Kjetil
hakte einen sehr starken Lachs, der zunächst eine gewaltige
Anfangsflucht hinlegte, bevor ich ihn über eine Stunde später 600m
flussabwärts erfolgreich tailen konnte: 14Kg. Was für ein Moment.
Motivation
pur. Und natürlich ein überglücklicher Fänger.
"Nun kann der Winter kommen!" kommentierte Kjetil selbst seinen Fang,
und wer den besonders langen, kalten und dunklen Winter im Norden
Norwegens kennt, weiss diese Aussage sicherlich zu verstehen.
Als kleines Dankeschön wurden wir in jener Nacht von Kjetil eingeladen,
seinen Pool einige Stunden befischen zu dürfen.
Vielen Dank noch einmal!!!
Auch, wenn sich kein weiterer Lachs verführen lassen wollte, war
diese Nacht doch entscheidend für den Wiederaufbau unserer so immens
wichtigen Motivation!
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Der
nächste Tag brachte uns neben einer weiteren kleinen Bachforelle
zunächst nur die Hoffnung auf den heiss ersehnten Anbiss eines Lachses.
Am Abend fuhren wir an die Mündung des Lakselv. Ich hatte die stille
Hoffnung, dass wir hier einige aufsteigende Lachse würden beobachten
können, die zusätzlich motivierend wirken würden. Doch auch hier hiess
es abermals: Fehlanzeige.
Gegen 22 Uhr allerdings passierte es urplötzlich wie aus dem Nichts
heraus: Am Ende meiner Leine zuckte es zwei Mal vorischtig, bevor
sie vehement von der Rolle gezogen wurde. Voller Gewissheit hob
ich die Rute und ... "Lachs!!!" Nun war auf einmal ALLES egal, denn:
"Wenn der Lachs beisst, IST ALLES egal!"
Holger konnte meinen Lachs nach starkem Drill sicher tailen. Wenig
später erhielt Alex seinen ersten Anbiss!!!
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Was
für eine Nacht!
Alex konnte seinen ersten Lachsbiss überhaupt verzeichnen und landete
diesen Fisch mit einem Gewicht von 12Kg! Wieder war es Holger, der
diesen Traumfisch sicher tailte.
Ich selbst hatte meinen Lachs mit 10,5Kg mit Holgers Hilfe sicher
landen können.
Eine unvergessliche Nacht mit zwei wahren Traumfischen!!!
Unser Ziel war beinahe erreicht.
Beinahe, denn auch Holger hatte den Fang eines Lachses mehr als
verdient.
Überglücklich und hoch zufrieden machten Alex und ich uns am nächsten
Tag auf einen langen und sehr beschwerlichen Marsch, um einem besonders
heissen Tipp für ein Bachforellenfischen in beinahe unberührter Natur
nachzugehen.
Der Weg erinnerte unweigerlich an die "Herr der Ringe" Trilogie. Nur,
dass wir wohl eher auf dem Weg zurück ins "Auenland" als zu jenem Berge
"Mordors" unterwegs waren.
Kein Zweifel, nach etlichen überquerten Bergen (240 bis 280m hoch),
reichlich durchquertem dichten Gestrüpp und überstandenen Sümpfen,
stand fest: Dies war der beschwerlichste Weg zu einem Angelplatz, den
ich je zurück gelegt hatte. Allerdings hielten wir die zwei Traumfische
aus der vorangegangenen Nacht quasi stets in unseren Händen. Am
Zielfluss angekommen, zündeten wir zunächst ein Lagerfeuer, um unsere
durchgeschwitzten Klamotten zu trocknen... und wieder etwas Kraft zu
schöpfen.
Und danach sollte es losgehen!
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Nach
unserer Ankunft spät in der Nacht reichte die Kraft noch für knapp 2
Stunden Fischen, bevor wir direkt am Flussufer für die nächsten NEUN!
Stunden tief und fest in voller Erwartung schliefen.
Der folgende Morgen allerdings verlief vollkommen anders als erhofft.
Es blieb bei der einen Bachforelle, die ich in der Nacht zuvor
überlisten konnte.
Wir entschieden uns für den Rückweg. Diesmal machten wir die eine oder
andere Pause an kleineren Bergseen, welche direkt auf unserem Weg lagen.
Hier konnte ich noch zwei weitere schöne Bachforellen haken. Diese
kamen allerdings beide im Drill wieder frei.
Ein sehr harter Weg und sehr wenig Fisch - doch wir werden wieder
kommen!
Denn es stellte sich heraus, dass wir nicht an der richtigen (unter
einheimischen Kennern legendären) Stelle des Flusses gefischt hatten.
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Wieder
zurück, war es Holger, der uns mit der tollen Nachricht über seinen
soeben erzielten Lachsfang (8Kg) empfing.
Ein perfekter Abschluss unserer Reise!
Wir waren uns einig: Der Lakselv
ist ein Fluss mit unglaublichen Traumlachsen im Bestand - eingebunden
in herrlicher Natur.
Wir werden ganz sicher wieder an den Lakselv
fahren.
Und nächstes Mal werden wir - Dank der guten Tipps eines einheimischen
Guides, jene Stelle im "Auenland" finden, wo die großen Bachforellen
nach Maifliegen steigen!!!
Bernd Ziesche |
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