Erlebnisbericht
"British Columbia 2011 - Steelheadfischen"
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Vor
über 20 Jahren schaute ich das erste Mal die legendäre dreiteilige
Videoreihe der Firma 3M über das Fliegenfischen auf "Pacific
Steelhead". In der Hauptrolle Lanni Waller - einer der bekanntesten
Steelheadangler aus den USA. Während es in den ersten beiden Teilen
primär um die unterschiedlichen Methoden und Tatiken ging, drehte
sich im dritten Teil "Fly Fishing For Trophy Steelhead" alles um den
Fang einer wahrhaft großen Steelhead aus dem Skeena River System in
British
Columbia.
Die "magische Grenze" lag bei 20 (amerikanischen) Pfund.
In jenem dritten Teil gelang es Lanni Waller am Ende tatsächlich, eine
Steelheadforelle von 20 Pfund zu fangen. Seit jener Zeit habe ich
diesen dritten Teil nahezu jedes Jahr gesehen und war stets aufs Neue
begeistert. Für mich ist dieser Film einer der besten Angelfilme, die
ich kenne! All die Jahre habe ich auch immer wieder davon geträumt,
selbst einmal
auf diese gewaltigen meerwandernden Regenbogenforellen fischen zu
können.
Dieses Jahr war es nun so weit. Zusammen mit Sybille führte uns unser
Weg direkt nach Smithers - mitten ins Zentrum des Skeenasystems mit all
seinen zahlreichen Zuflüssen. Zweifelsohne DAS Paradies für jeden
"Steelheader".
Nirgends auf der Welt gibt es größere Steelheads!
Gerade angekommen, wurden wir am Flughafen auch gleich von 2
Steelheadpräparaten "begrüßt".
Beide Exemplare wurden mit dem Netz im Mündungsbereich des Skeena
Rivers
gefangen und markieren die größten bisher hier gefangenen Steelheads
(40 & 41 lbs.). Mit der Fliegenrute wurden einige sehr wenige
Steelheads bis knapp über 30 Pfund gefangen.
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Um
vor Ort möglichst flexibel planen und reagieren zu können,
hatten wir uns nicht im Detail festgelegt, wo wir wann fischen würden.
Vielmehr hatten wir uns einige klare Ziele wie z.B. das erste Mal einen
Bären in freier Wildbahn zu sehen, das Befischen von mindestens 3
charakteristisch unterschiedlichen Flüssen und natürlich das Fangen
unserer jeweils ersten Steelhead gesetzt!
Gleich zu Beginn unserer Reise mußten wir feststellen, dass der
berühmte Bulkley River (ein Zufluß in den Skeena River) extremes
Hochwasser führte und nahezu unfischbar war. Wir versuchten dennoch
unser Glück für 2 Tage und entschieden uns am zweiten Abend spontan
dafür, an den berühmten Kispiox River zu
wechseln.
Der Kispiox River war neben dem Babine River und dem Sustut River einer
der drei berühmten Flüsse, an denen Lanni Waller seiner Zeit für jenes
3M
Video gefischt hatte. Insbesondere der Kispiox ist legendär für große
Steelheads. Er gilt als die Nummer 1 der Welt in Sachen große
Steelheads. Dieser Fluß war also gewissermaßen ein Muß für uns!
Der Name stammt noch aus der Zeit der Indianer und bedeutet: "sich
verstecken" - wie uns einer der älteren Einwohner mit tiefen
indianischen Wurzeln zu berichten wußte.
Diese indianischen Ureinwohner sind übrigens äußerst freundlich und
ausgesprochen angenehme Gesprächspartner. Und natürlich haben sie manch
Geheimtipp für einen guten Fangplatz in ihrem Wissensschatz.
Nachdem wir also zunächst die reisebedingte anfängliche Müdigkeit am
Bulkley zurück gelassen hatten, ging es jetzt am Kispiox River so
richtig los!
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Im
Gegensatz zum Bulkley River führte der Kispiox River klares Wasser bei
etwas erhöhtem Wasserstand. Die Vorraussetzungen waren hier also
erheblich vorteilhafter. Dies wußten allerdings auch alle anderen
Angler, die ursprünglich den Bulkley River im Visier hatten, und
entsprechend erhöht war nun der Befischungsdruck am Kispiox River.
Ich verrate Ihnen gerne, dass mich neben dem innigen Wunsch, gemeinsam
unsere jeweils erste Steelhead zu fangen, die Erinnerungen an Lanni
Wallers spannende Jagd auf die eine richtig große Steelhead irgendwie
nicht mehr los ließ - war es die Magie des Kispiox?!
Natürlich sollte man sich als Einsteiger in dieser Fischerei nicht
gleich zum Ziel setzen, eine 20 Pfund Steelhead zu fangen. Aber ein
wenig Träumen sollte wohl erlaubt sein!?
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Unser
Quartier (ein Motel)
hatten wir in New Hazelton - etwa 20 Minuten vom Kispiox River entfernt
- bezogen.
Gleich
am ersten Morgen am Kispiox konnten wir prompt unseren ersten Bären -
einen
Schwarzbären - entdecken. Ein sehr spannender Moment für uns. Diese
wilden Tiere
sind wirklich äußerst kraftvoll und sehr imposant!
Auch der erste Seeadler ließ nicht lange auf sich warten und schaute
uns beim Fischen zu.
Und sogar ein Luchs überquerte die Wiese, entlang derer wir fischten.
Herrlich - diese weitgehend unberührte wilde Natur rund um den
Kispiox.
Nachdem wir mit einigen einheimischen Guides und Experten vor Ort
gesprochen hatten,
wurde schnell klar: Wir hatten die seit langem schlechteste Saison
erwischt!
Art Lingren, einer der bekanntesten Autoren um das Thema Steelhead in
BC schrieb sogar von "der Rache des Steelheadgottes". Und so war es
wohl wenig verwunderlich, dass wir selbst nach drei Tagen
noch keinen Angler gesehen hatten, der eine Steelhead fangen konnte,
geschweige denn, dass wir selbst eine hätten überlisten können.
An
ein Aufgeben oder einen Rückzug war natürlich (wer mich kennt) in
keinster Weise zu denken! Im Gegenteil: Mit jedem mißgestimmten Angler,
den wir trafen, fischten wir noch härter. Schnell hatte sich ein fester
Rythmus des Fischens von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang eingestellt.
Am 6. Tag war es soweit: Ganz am Ende der Drift, spürte ich
plötzlich einen kleinen Zupfer am Ende der Leine! Kurz darauf spannte
sich die Leine, und ich hob etwas verzögert die Rute und war fest!
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Fest
am Fisch: "It's a fish!", schoss es mir in den
Kopf. Ups, eine kleine Erinnerung aus jenem Video ;).
Wenig später konnten wir meine erste Steelhead gemeinsam landen. Was
für ein Moment: Ich fühlte unmittelbar die äußerst innige Verbindung,
welche alle Steelheader zu dieser ihrer Fischerei haben!
Die Parallelen zum Fliegenfischen auf Atlantiklachs waren unverkennbar.
Man fischt sehr hart, um am Ende den einen großartigen Fisch zu fangen.
Sybille konnte noch am gleichen Tag ihren ersten Dolly Varden fangen.
Ein wunderschöner Fisch mit einer ausgesprochen tollen Zeichnung und
herrlich gesäumten Flossen!
Am nächsten Tag sollte es nun weiter zum ebenfalls legendären Babine
River gehen. |
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Die
Anfahrt stellte sich allerdings als sehr schiwerig heraus. Ein
heftige "Offroad" Piste endete schließlich nach 2 Stunden Fahrt in
tiefster Wildniss!
Es blieb nur ein Umdrehen. Allerdings versüßte uns der Anblick von zwei
großen Schwarzbären den beschwerlichen Weg. An dieser Stelle sei
verraten, wir hatten mit einem kleinen Mazda ohne Allradantrieb das
schlicht falsche Fahrzeug für solch Weg gebucht!
Am nächsten Tag gingen wir dennoch einen anderen Weg zum Babine River
an, und kamen schließlich zum untersten Teil des Flusses direkt vor der
Mündung in den Skeena River.
Ein geradezu magischer Ort: Unzählige große Steelheads sind hier
bereits vorbeigeschwommen, um zu den höher gelegenen Laichplätzen zu
gelangen.
Wir fischten gut 2 Stunden, bevor es zurück ging.
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Ein
vermeintlicher Anbiss wurde an solch Flussufer irgendwie schnell
zur Nebensache. Im Babine stiegen wenig zuvor die Sockeye-Lachse in
gewaltigen Zahlen auf. Und dies lockte neben den Schwarzbären auch die
Grizzlybären an den Fluss. Ein besonderes Gefühl - mit dem man erst
einmal warm werden muß. Wir fühlten uns schnell beobachtet. Auch, wenn
wir an diesem Nachmittag keinen Bären mehr sahen. Der Babine River
mäandert fast ausschließlich durch die tiefste Wildniss!
Wegen des schwierigen und aufwendigen Zuganges zum Babine entschieden
wir uns am nächsten Tag für das Befischen eines weiteren Flusses des
Skeenasystems - dem Suskwa River!
Der Suskwa River ist vergleichsweise ein kleinerer Fluss. Er besticht
durch seine einzigartige Optik - ebenfalls inmitten purer Wildniss
gelegen. Und so dauerte es nicht lange, bevor wir den ersten
Schwarzbären an diesem Fluss entdeckten - herrlich!
Nach zwei Tagen hatten wir etliche wunderschöne Pools befischt und auch
einige andere Angler getroffen. Von einer weiteren - insbesondere Syb's
erster - Steelhead fehlte weiterhin jede Spur!
Abends erhielten wir einen klasse Tipp, es (auf den aktuellen
Bedingungen basierend) am Copper River zu versuchen. Der Copper mündet
kurz oberhalb von Terrace in den Skeena River. Wir folgtem dem Tipp und
freuten uns auf einen weiteren "Tributary" des Skeena Rivers -
vermutlich wieder mit einem ganz eigenen Charakter! |
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Bevor
wir allerdings zum Copperufer fuhren, suchten wir einen Angelshop
in Terrace auf, um hier die aktuelle Situation und die aktuellen
Bestimmungen zu hinterfragen. Dies führte leider dazu, dass wir nicht
als erstes am Wasser waren. Logisch, werden Sie denken... Und das war
es auch. Man zahlt eben sein Leergeld bei jedem ersten Trip -
insbesondere, wenn man sich keinen Guide vor Ort nimmt!
Weil wir 3 Wochen unterwegs waren, verzichteten wir aus finanziellen
Gründen dennoch auf einen Guide. Mit einer durchschnittlichen Gage von
800 CAD pro Tag hätte dies leider unser Budget gesprengt.
An diesem Tag fischten wir zwei Pools am Copper, an denen wenig zuvor
drei einheimische Fliegenfischer 3 Steelheads fangen konnten, wie sie
uns auf ihrem Rückweg stolz zu berichten wußten. Dies sorgte natürlich
für neue Motivation!
Abends entschieden wir uns, den Pools am Copper etwas Ruhe zu lassen
und erneut einen Tag am Kispiox zu fischen. Wir besuchten neben
dem
Fischen einige der spirituellen Plätze der Indianer
und sammelten
Kraft für den bevorstehenden Tag am Copper River.
Denn die von uns ins Visier genommenen Pools waren nicht ganz einfach
zu erreichen. Ein längerer Fußmarsch durch schwieriges Gelände stand
auf dem Plan!
Nachdem wir früh schlafen gegangen waren, starteten wir am nächsten
Morgen bereits um 4:30Uhr in New Hazelton! Unser Plan war es, zum
Hellwerden als erster am Wasser zu sein.
Gerade an der Straße, die zum Copper River abbiegt, angekommen, bog
allerdings direkt vor uns ein Auto in diesen Weg ein! |
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Ob
wir sauer waren? Wir waren mächtig sauer! Wir wollten natürlich
unbedingt als
erstes am Platz sein und die Pools möglichst unberührt fischen!
Das konnte doch also nicht sein, dass bereits 2 Stunden vor dem
Hellwerden direkt vor uns ein Auto in die Zielstraße einbog, oder!?
Nachdem wir den Weg zu der Stelle im Wald zurück gelegt hatten, an der
wir unser Auto bereits zwei Tage zuvor geparkt hatten, stellten wir mit
großer Erleichterung fest, dass die Kollegen im erheblich schnelleren
Pickup, welche vor uns da gewesen wären, eine andere Angelstelle
anvisiert hatten. Wir waren beide sehr erleichtert!
Nun kämpften wir uns den ganzen Weg zum Fluss runter durch den
dichtesten Wald, indem ich jemals gewesen bin. Für uns das schönste
Stück Natur, in welchem wir bis heute waren!
Von dieser Schönheit inspiriert und motiviert zugleich, fischten wir
zwei der Pools, an denen jene drei Fliegenfischer 2 Tage zuvor
erfolgreich gewesen waren.
Syb konnte gleich zu Beginn einen weiteren herrlichen Dolly Varden
fangen.
Allerdings von einer Steelhead fehlte weiterhin jede Spur. Wir
beschlossen, zusätzlich den wesentlich schwierigeren Weg flussauf zu
gehen und dafür Pools zu befischen, an denen vermutlich länger nicht
gefischt wurde. Nach einigen Stunden und drei weiteren Pools waren wir
körperlich am Ende. Wir entschieden uns für einen letzten (weiteren)
Pool noch etwas weiter flussauf und noch etwas weiter vom Auto entfernt!
Syb fischte die untere Hälfte (den Spiegel) und ich die obere Hälfte,
das eher schnellere Wasser.
Als ich diesen Pool sah, dachte ich kurz an Lanni Waller. |
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Warum?
Weil ich unmittelbar das Gefühl hatte, dies war der mit Abstand tiefste
"Holdingpool", den es an unserem gesamten Abschnitt gab. Und wo, wenn
nicht genau hier, sollte eine echte Trophy Steelhead stehen!?
Am Ende der oberen Hälfte des Pools bekam ich urplötzlich einen starken
Anbiss und hob reflexbedingt die Rute.
"SCHEISSE" hallte es sofort mehrfach durch den Wald! Ich war extrem
sauer und regelrecht wütend. Bei einem Steelheadbiss heisst es nämlich:
WARTEN. Der Fisch sollte sich unbedingt selbst haken. Sonst endet das
Rute heben zumeist in der Leere - so auch in meinem Fall.
"Scheisse"? werden Sie sich fragen... 12 Tage hart fischen,
und ich versaue den Anbiss!!! Glauben Sie mir DAS war SCHEISSE!
Ich war erst einmal "durch den Wind" und bat Syb, jene Stelle noch
einmal konzentriert zu
befischen. Ehrlich gesagt, ich glaubte in dem Moment nicht daran, dass
dieser (ich war sicher) starke Fisch noch einmal nehmen würde.
Allerdings hoffte ich auf eine zweite Steelhead, die möglicherweise
Syb's Fliege nehmen könnte!? Doch dazu kam es leider nicht.
Eine halbe Stunde später, wir wollten eigentlich mit letzter Kraft den
langen Weg zurück zum Auto starten, entschloss ich mich auch noch für
einen zweiten Versuch auf jener Stelle im Pool. Ich dachte
nur an eines: NICHT ANSCHLAGEN!
Sekunden später ein extrem leichtes Zupfen am Ende der Leine: Dolly
Varden (dachte ich). Doch das Zupfen verschwand kurz, um kurz darauf
wieder zu kommen. Es verschwand erneut und nach weiteren 2 oder 3
Sekunden spannte sich ganz langsam die Leine.
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Ich
wartete ab. Dann war
es soweit: Ich hob bestimmend die Rute und war fest. Richtig fest,
nichts bewegte sich! Was nun folgte, hätte ich vorher nicht für möglich
gehalten. Anderthalb Stunde lang bewegte sich der Fisch weniger als 10m
vor und zurück. Meine 13 Fuß Zweihandrute war bis in den Griff gebogen.
Allerdings stand ich sehr ungünstig direkt auf dem Felsen über dem
Fisch, der in seinem tiefen Loch verharrte und ganz kleine Kreise zog.
Danach wurde der Drill noch einmal etwas wilder, bevor ich die
gewaltige Steelhead schließlich nach über 2 Stunden und nach einigen
Anläufen vor meine Füße über die Felskante steuern konnte. Der Fisch
hatte mit 105-107cm Länge zweifelsohne die 30 Pfund Marke
überschritten. Ich hatte soeben die Steelhead meines Lebens gefangen,
welche ich zügig zurück setzte, bevor ich wie benommen auf den Felsen
zurück sank.
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Danke
Syb, dass Du diesen unglaublichen Tag mit mir teiltest! Unforgettable!!!
Danke Christoph, für Deinen unbezahlbaren Tipp! Das werde ich nicht
vergessen!
Es dauerte sicherlich einige Tage, bevor ich langsam realisierte, wie
groß dieser Traumfisch eigentlich war. So richtig klar wurde es mir,
als ich am Ende unserer Reise kurz vor dem Abflug noch einmal jene
beiden Präparate am Flughafen von Smithers bewunderte und feststellte,
dass mein Fisch (wenn überhaupt) nur sehr wenig kleiner war!
Im Nachhinein betrachtet, hatte ich großes Glück, dass der Fisch nicht
den Pool verlassen hatte. Denn weder nach oben noch nach unten hätte
ich folgen können. Der Pool mündete jeweils in eine extreme und sehr
lange Rausche!
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An
den folgenden Tagen war unser Ziel Syb's erste Steelhead. Am Bulkley
River war der Wasserstand inzwischen langsam wieder auf ein gesundes
Niveau und eine gute Sichtigkeit zurück gekehrt. Wir entschlossen uns
die letzte Woche am Bulkley und dessen Zufluss im Oberlauf, dem Morice
River, zu fischen.
Nachdem Syb noch einige kleinere Fische wie Bull trout, Dolly Varden
und "Sucker" fing, hakte sie am Morice auch ihre erste Steelhead!
Leider ging dieser Fisch nach längerem Drill verloren.
Ich selbst verlor ebenfalls zwei Steelheads am Morice und konnte eine
erfolgreich landen.
Wir waren uns einig: Der Morice River hat wieder einen anderen, ganz
eigenen Charakter. Und er ist ebenfalls schlicht wunderschön!
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Langsam
wurde es zunehmend kälter. Die Blätter fielen zunehmend von den Bäumen,
und wir erahnten langsam den bevorstehenden Wintereinbruch.
Doch zunächst stand noch ein gemeinsamer Ausflug mit dem Driftboat
zusammen mit unserem Freund Menno van Dam und dessen Freund auf unserem
Plan!
Hierfür tauschten wir kurzfristig unser Auto in einen gewaltigen Pickup
um!
Menno gehört zweifelsohne zu DEN Experten des Steelheadfischens am
Bulkley River.
Und so war es wenig verwunderlich, dass er nach über 20 Jahren
intensiven Fischens an diesem Fluß genau wußte, wo die "hot spots" zu
finden waren.
Syb konnte an diesem Tag eine weitere Steelhead erfolgreich haken.
Leider ging auch dieser Fisch abermals im Drill verloren!
Ich selbst konnte an diesem Tag keinen weiteren Anbiss verzeichnen,
während Menno eine Reihe guter Fische haken konnte.
Jetzt sahen wir so richtig den Unterschied zwischen den anfänglich sehr
schwierigen Wasserbedingungen und diesen beinahe optimalen Bedingungen.
Nachdem wir uns an diesem Tag ausgiebig mit unseren ausgeliehenen
Driftboaten vertraut gemacht hatten, entschieden wir, den nächsten Tag
noch einmal alleine die gleiche Strecke zu driften.
Unser Ziel war natürlich die erste Steelhead für Syb.
Der nächste Tag begann tatsächlich mit zwei tollen "hook ups" für Syb.
Doch es war wie verhext: Leider kamen beide Steelheads wieder frei.
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Zwar
ist es nicht ungewöhnlich beim Steelheadfischen, viele der gehakten
Fische im Drill zu verlieren, da die Fische oft sehr vorsichtig
beissen. Allerdings hatte Syb hier überdurchschnittlich viel Pech.
Es ist wie beim Lachsfischen, man macht alles richtig und kurz vor der
Landung fehlt das kleine Quäntchen Glück!
Wie beflügelt von der tollen Natur und den großartigen Erlebnissen an
diesen zwei Drifttagen ließen wir uns natürlich nicht entmutigen!
Ich selbst war felsenfest überzeugt, Syb's erste Steelhead würde noch
kommen. Das musste sie einfach!
Denn daran führt kein Weg vorbei: British Columbia ist
Steelheadcountry! Darüber konnten auch die vielen tollen Fische, welche
Syb erfolgreich zurück setzen konnte, nicht hinweg täuschen.
Wir waren zum Steelheadfischen in diese Wildniss gekommen!
Zum Schluß hatten wir noch zwei Tage.
Wir machten einen guten Plan, und entschieden uns für das intensive
(ganztägige) Fischen auf der besten Stelle, die wir beim Driften
entdeckt hatten. Eine Stelle, an der ich übrigens drei Steelheads in
Folge landen konnte, und an der auch Syb weitere zwei Steelheads
verloren hatte!
Wir starteten also bereits deutlich vor dem Hellwerden und legten einen
nicht ganz einfachen Weg über durchaus schwieriges Gelände zurück.
Mit dem Driftboat war dieser Platz erheblich einfacher zu erreichen
gewesen.
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Auf
dem ersten Gang ließ ich meine Rute komplett im Auto und stand die
ganze Zeit neben Syb und fieberte mit jedem Wurf regelrecht mit.
Doch an diesem frühen Morgen erfolgte hier einfach kein Anbiss.
Nach drei Stunden mußten wir zunächst unsere Boate abgeben. Danach
motivierten wir uns noch einmal und Syb startete einen weiteren Versuch
an jenem Pool!
Plötzlich nach einigen Würfen erfolgte ein kräftiger Anbiss, und Syb
war abermals fest!
Nach einem spannendem Drill konnte ich den Fisch, eine wunderschöne
Steelhead, in Empfang nehmen. Was für ein Moment!
Wir waren
beide überglücklich und restlos mit dem "Steelvirus" infiziert! Dieser
Fisch war wahrlich hart
erkämpft und längst überfällig!
Syb konnte wenig später sogar noch eine weitere Steelhead erfolgreich
zum Nehmen ihrer Fliege animieren!
Ich selbst konnte an diesem Nachmittag keinen Fisch mehr überlisten.
Aber das war auch wahrlich unwichtig.
Ein perfekter und unvergeßlicher Tag für uns beide!
Für den nächsten unseren letzten Tag entschlossen wir uns für einen
letzten Tagesausflug an den Babine River. Denn hier bestand die größte
Chance, noch einen Grizzlybären zu sehen!
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Neben all den herrlichen Vögeln und Tieren - wie Bald Eagles
(Seeadlern), Ospreys (Fischadlern), Lynx (Luchs), Wolverines
(Vielfraß), Elks (Waipitis), Black bears (Schwarzbären) und unzähligen
Squirrels (Eichhörnchen), fehlte uns noch der Grizzlybär.
Wir fuhren also sehr früh zum Babine und konnten uns vor Ort umgehend
von der Nähe zu den Grizzlies überzeugen. Überall Fußspuren von
Grizzlybären und entlang des Ufers Spuren des vorangegeangenen
Festmahles während des Laichens der zahlreichen Sockeye(Rot)-Lachse.
Natürlich hatten wir unsere Ruten mitgenommen, und Syb konnte
tatsächlich auf den zweiten Wurf eine kräftige Steelhead haken. Der
Fisch war kaum zu bremsen und schoss flussab!
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Binnen
kurzer Zeit hatte der starke Fisch reichlich Backing von der großen
Rolle geholt, bevor Syb den Fisch langsam wieder flussauf dirigieren
konnte.
Leider ging dieser Fisch abermals verloren.
Ich selbst erinnerte mich an das Video "Catching More Steelhead
Breaking Traditions" mit Jim Teeny.
In diesem Film zeigte Jim, wie er Steelheads mit der Nymphe auf Sicht
fing.
Ich erinnerte mich manches Mal während der Reise an seinen berühmten
Satz: "If I spot a fish, I got it!"
Ich hatte meine Polbrille auf und suchte die flachen Löcher nahe dem
Ufersaum nach einem starken Fisch ab. Tatsächlich konnte ich an
einer Stelle drei starke Steelheads ausmachen. Der äußere Fisch war der
größte. Ich servierte ihm einige Male meine Nymphe, bevor ich sie
wechselte. Nach etlichen Präsentationen erinnerte ich mich an einen
alten Trick Jim Teenys: Ich kam den Fischen (watend) so nahe, dass
diese ihren Platz kurz verließen, um sich gleich darauf wieder genau
dort hin zu stellen, wo sie die ganze Zeit gestanden hatten.
Zusätzlich wechselte ich die Fliege und montierte die Imitation eines
Sockeye-Lachseies.
Auf den ersten Wurf scherte die große Steelhead aus und nahm meine
"Nymphe". Ich hob die Rute und der Fisch explodierte an meiner 8er
Einhandrute förmlich!
Am Ende konnte ich an diesem Tag noch einmal drei Steelheads
erfolgreich zurück setzen.
Was für ein toller Abschlußtag!
Die Grizzlbären hatten sich während diesen Tages nicht blicken lassen.
Kurz vor dem Dunkelwerden zeigten sich allerdings plötzlich drei kleine
Bären auf dem Weg in der Nähe unserer Angelstelle. |
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Es
waren sehr wahrscheinlich Grizzlybären!!! Von der Mutter fehlte
allerdings jede Spur. Wir hielten sicherheitshalber einen guten Abstand!
Der Traum, einen ausgewachsenen Grizzlybären in freier Wildbahn zu
beobachten, blieb also für das nächste Jahr. Denn darüber waren wir
uns unausgesprochen einig: Wir kommen wieder!
Wenn ich nun das Fliegenfischen auf Atlantiklachse, welchem ich die
letzten 20 Jahre nachgegangen bin, mit dem Fliegenfischen auf
Steelheads vergleiche, spricht vieles für das Steelheadfischen:
Die Natur ist erheblich üppiger und deutlich unberührter.
Die Tier- und Vogelwelt sind deutlich vielfältiger.
Man kann eine ganze Reihe der weltbesten Flüsse von einer zentralen
Unterkunft aus in einem Tagestrip ansteuern! Die Flüsse haben sehr
unterschiedliche Charaktäre, und bieten für alle unterschiedlichen
Techniken (greased line, dry fly, upstream nymph, down stream swing
usw.) die optimalen Vorraussetzungen.
Mit einer (erheblich günstigeren) Angellizenz darf man vielfach den
ganzen Fluß befischen und ist nicht an einzelne Pools gebunden! Somit
ergibt sich auch die sehr bereichernde Möglichkeit des
Driftboatfischens!
Obendrein finde ich persönlich die Optik der Steelheads noch ein klein
wenig beeindruckender als die eines Atlantiklachses. Die Fangchance ist
im Vergleich zur norwegischen Lachsangelei deutlich höher.
Genau mit den ersten Schneefällen verließen wir nun überglücklich und
voller großartiger Eindrücke BC und traten unsere Heimreise an!
Herzlich Euer
Bernd Ziesche
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