- Fliegenbinden -

 
Kennzeichen einer besonders erfolgreichen Fliege

 



Bei der Beurteilung einer Fliege wird hauptsächlich zwischen 2 Arten unterschieden:

1. Fliegen, welche die Aufmerksamkeit des menschlichen Betrachters einfangen sollen, und

2. Fliegen, welche den Zielfisch zum Anbiß verführen sollen.

Tatsächlich wählen 90% der Kunden eines Fliegenfischerladens ihre zu kaufenden Fliegen anhand der äußeren Optik der Fliege, mit welcher diese auf dem Verkaufstresen für sich wirbt.

Hingegen reagiert der Zielfisch lediglich auf das Aussehen und die Bewegung der Fliege unter (oder auf dem) Wasser.

Man sollte sich also entscheiden, welche Art von Fliege man binden möchte. Beide Arten haben ihre Vorzüge und Eigenheiten, die am Ende zum gewünschten Ergebnis führen oder eben nicht.

Für mich ist es so, dass ich mir die Fliegen, mit welchen ich fische nicht in die Vitrine legen möchte. Und die Fliegen, welche ich mir in die Vitrine legen möchte, halte ich beim Fischen zumeist für wenig geeignet.
Eine Ausnahme bilden Fliegen, mit denen sich die Erinnerung an einen besonderen zuvor gefangenen Fisch verbindet. Diese Erinnerung macht selbst die "häßlichste" Fliege durchaus vitrinentauglich!

Warum lassen sich die Anforderungen beider Arten von Fliegen eigentlich oft schwer miteinander verbinden?

Hierfür gibt es die verschiedensten Gründe, welche in den jeweils stark konträren Anforderungen liegen. So hat zum Beispiel eine Fliege, welche über Wasser wenig Volumen und Materialfülle aufweist, unter Wasser "plötzlich" ein viel größeres Volumen. Eine solche Fliege sieht über Wasser oft sehr spärlich und wenig verführerisch für den menschlichen Betrachter aus, während sie dem Fisch unter Wasser  sogar schon zu viel Volumen zeigen könnte!

Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Anforderungen, welche sich gravierend unterscheiden.

Im Folgenden stelle ich euch die wichtigsten Kennzeichen einer besonders erfolgreichen Fliege für den Einsatz unter Wasser vor.








Die "Big Points"  zum Fisch

1.   Die Werfbarkeit
Zwei Punkte sind hier entscheidend:
Der Luftwiderstand und die Gewichtsverteilung der Fliege. Gerade bei größeren Fliegen (Streamern) ist eine möglichst schlanke Form klar von Vorteil. Enthält die Fliege z.B. eine Bleibeschwerung, sollte diese möglichst im Frontbereich der Fliege liegen. Hilfreich ist hier mein sogenannter "Dartpfeiltest":
Ich werfe die Fliege wie einen Dartpfeil durch die Luft. Trudelt sie wie ein Fallschirm vom Himmel, sind in der erfolgreichen Vorfachstreckung beim Fischen oft deutliche Grenzen vorprogrammiert. Vielmehr sollte zumindest die große oder beschwerte Fliege das Vorfach im Sinne eines beschleunigten Dartpfeils bis zur Streckung hinter sich her ziehen.
Weiterhin sollte die Fliege stabil in der Flugbahn liegen und nicht anfangen zu trudeln bzw. sich zu drehen.

2.   Das Nichteintailen
Als "Eintailen" bezeichnet man das Vertüddeln des Schwanzes um den Hakenbogen während des Werfens, welches der Fliege im Wasser das natürliche Spiel oft vollständig nimmt. Eine gute Fliege vertüddelt auch oder gerade beim Werfen gegen den Wind nicht!
Hier: >>Samsökiller findet ihr ein Beispiel, wie man das Eintailen eines langen Schwanzes erfolgreich verhindern kann.

3.   Die Silhouette unter Wasser
Die Silhouette - also das Abbild, unter Wasser sollte dem Original der zu imitierenden Nahrung möglichst nahe kommen. Dies gilt für Form und Größe der Fliege.



4.   Das Spiel und die Atmung
Ob nun die ausbrechende oder die geradlinig laufende Fliege die bessere Wahl ist, bleibt situationsabhängig. Bei Fliegen, welche sehr langsam geführt oder sogar liegend präsentiert werden sollen, bringt ein möglichst lebhaft spielendes Material oft den gewünschten Erfolg. Natürlich ist auch hier die Abstimmung auf die zu imitierende Nahrung entscheidend!

5.   Die Reflexe unter Wasser
Die Lichtreflexe der Fliege unter Wasser sind oft entscheidend für das Auslösen vom Beißreflex des Fisches. Sie sollten dezent und gut sichtbar zugleich gehalten werden. Hier gilt zumeist: Weniger ist mehr!
Bereits geringe Lichtreflexe sind unter Wasser deutlich zu sehen.

6.   Die gesamte Erscheinung und die Farbe
Ein oft stark unterschätzter Punkt: Die besten Fliegen sind eher sehr spärlich gebunden. Denn gerade diese Spärlichkeit löst oft den entscheidenden Beißreflex aus.
Auch die natürliche Nahrung ist in der Regel gut getarnt und gar nicht so leicht auszumachen. Auch die Farbe sollte in den vielen (nicht allen) Situationen dem Original der zu imitierenden Nahrung möglichst nahe kommen.

7.   Die Haltbarkeit
Beim Fischen wird unsere Fliege durch das Werfen und ggf. durch den Fisch stark beansprucht. Entsprechend wichtig ist die gute Haltbarkeit der Fliege. Diese ist erheblich wichtiger als z.B. ein besonders filigran gebundener Kopf der Fliege.






8.   Das Sink- oder Schwimmverhalten
Eine Trockenfliege sollte möglichst gut schwimmen, während der Streamer, welcher ein  unter Wasser schwimmendes Fischchen imitieren soll, in der jeweils passenden Tiefe in der optimalen Geschwidigkeit und Lebhaftigkeit angeboten werden können muß. Die heutige Vielfalt an Bindematerialien erlaubt ein sehr zielorientiertes Design der Fliege.

9.   Die Ausrichtung
Ob ihr nun eine Bonefishfliege "upside down" (die Hakenspitze nach oben ausgerichtet) oder eine Meerforellenfliege mit der Hakenspitze nach unten präsentieren wollt, achtet auf die Konstantheit der Ausrichtung eurer Fliege im Wasser.
Bei der Meerforellenfliege sollte der Haken konstant nach unten ausgerichtet sein, denn das Haken der Meerforelle im unteren Maulbereich ist in der Summe erfolgsversprechender. Weiterhin beeinflußt die konstante Ausrichting der Fliege den verführerischen Lauf oft ganz erheblich.



10. Materialanforderungen
Die Materialanforderungen für die beim Fischen erfolgreichen Fliegen sind oft deutlich geringer als dies für Fliegen der Fall ist, welche durch Ihre Schönheit über Wasser den Blick des menschlichen Betrachters in Ihren Bann ziehen sollen.
So ist z.B. bei Streamern oft eine deutlich mindere Qualität der Hecheln vollkommen ausreichend. Einen Unterschied kennzeichnen hier die Trockenfliegen. Diese sollen möglichst gut schwimmen, und die Qualität der Hechel ist hierfür oft entscheidend. Man sollte also das Material an den geplanten Einsatz mit dessen Anforderungen anpassen. Dabei gilt: Der Fisch sieht die Fliegen eben nicht im Stillstand in der Vitrine als viel mehr im bewegten Wasser mit all den störenden Einflußfaktoren rund herum. Ein wichtiger Tipp: Der Haken sollte stets optimal scharf sein!

Abschließend noch drei wichtige Punkte:

Erst der Fisch unter Wasser zeigt uns die Fängigkeit unserer Fliege!


Die Fliege sollte dem Fisch möglichst konstant von ihrer besten Seite präsentierbar sein!

Die Fliege muß in den Wahrnehmungsbereich des Fisches kommen!

Viele der heute angebotenen Fliegen erfüllen die oben aufgeführten Kriterien nur sehr unzureichend oder teils gar nicht. Mit meinem Beitrag möchte ich euch eine gute Hilfe für die optimale Wahl eurer Fliege für die besonderen Stunden am FISCHWASSER geben. Möge die Forelle nach eurer Fliege steigen!
Herzlich Euer
Bernd Ziesche



Mit einer guten Präsentation der Fliege kann man selbst mit der schlechtesten Fliege immernoch den Fisch des Lebens fangen. Deshalb bleibt die Präsentation der Fliege für mich stets der wichtigste Punkt beim Fliegenfischen.
Die einzig sinnvolle Grundlage für das optimale Design einer (Fisch-)fängigen Fliege ist die möglichst gute Kenntnis des Zielfisches UND seiner Nahrung!





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